Phil Bosmans
Im Herkunftsland Japan nennt man es Shinrin Yoku, was frei übersetzt soviel heißt wie "Eintauchen in die Atmosphäre des Waldes mit allen Sinnen", oder, wie wir es im deutschsprachigen Raum kurz nennen, "Waldbaden".
Es geht also darum, durch eine gezielte Anordnung aus Achtsamkeits-, Atem-, Meditations- und Wahrnehmungsübungen in der Waldatmosphäre gesundheitliche Prozesse anzustoßen, die geeignet sind, Körper und Geist vor stressbedingten Krankheiten zu schützen.
Die Atmosphäre des Waldes wirkt dabei auf unterschiedliche Weisen.
Zum einen verströmen Pflanzen chemische Substanzen zum Schutz vor Schädlingen und zur gegenseitigen Aktivierung ihrer Immunsysteme. Diese Substanzen enthalten Informationen, auf die auch das menschliche Immunsystem reagiert.
Die Wirkung äußert sich messbar, u. a. durch die Aktivierung sogenannter natürlicher Killerzellen, die für die Zerstörung veränderter oder virusinfizierter Körperzellen zuständig sind. Darüber hinaus führt die Aufnahme dieser Substanzen zur Senkung des Stresshormonspiegels.
Zum anderen haben die von der Waldatmosphäre ausgehenden Sinnesreize eine beruhigende Wirkung. So lösen beispielsweise die im Wald vorrangig wahrnehmbaren Farben, Grün, Blau und Braun, ein Gefühl von Ruhe, Schutz und Behaglichkeit aus.
Auch die natürlichen Geräusche, wie der Gesang von Vögeln, das Plätschern eines Bachs oder das Rascheln von Blättern, wirken beruhigend.
Im Ergebnis führen diese Reaktionen zu einer Regulierung des vegetativen Nervensystems, was wiederum unter anderem zum Sinken des Blutdrucks und des Blutzuckerspiegels führt.
Damit sich dieser gesundheitsförderliche Effekt voll entfalten kann, ist es hilfreich, die Sinnesreize möglichst ohne innere oder äußere Ablenkung wahrnehmen zu können.
Die Grundlage für eine solche achtsame Wahrnehmung der Natur bildet der langsame Gang, also das Schlendern, durch den Wald.
Das langsame Gehen dient dazu, der Dauerbelastung des Alltags entgegenzuwirken.
Bewegung und Atmung werden in Einklang gebracht, wodurch der Parasympathikus angeregt wird, also der Teil des vegetativen Nervensystems, der u. a. für Entspannung, Verdauung und Regeneration zuständig ist.
Ein weiterer Effekt ist, seine Umgebung genauer wahrnehmen zu können, sich die Zeit zu nehmen, Entdeckungen zu machen und die Vielfalt der Natur zu erleben. Entspannungs- und Meditationsübungen helfen dabei, die Sinne zu stärken und den Effekt zu optimieren.
Üblicherweise entgehen uns diese Dinge bei Spaziergängen und Wanderungen. Wir sind es gewohnt, das Gehen mit dem Erreichen zeitlicher oder räumlicher Ziele zu verbinden, oder uns gedanklich mit anderem zu beschäftigen.
Durch den achtsamen Gang durch den Wald regulieren wir unser vegetatives Nervensystem und schulen unsere Sinne.
Als Folge stärken wir dadurch unser Immunsystem, unsere Konzentrationsfähigkeit und unser Gedächtnis, es sinkt der Blutdruck, der Blutzucker- und der Stresshormonspiegel, und unser Wohlbefinden und unsere Laune werden besser.
Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen
Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.